Wasseraufbereitung
Die richtige Wasseraufbereitung ist für den sicheren und langlebigen Betrieb einer Dampfkesselanlage eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen. Die Wasserbeschaffenheit für Dampfkesselanlagen unterliegt daher auch strengen Anforderungen.
Die in Dampfkesselanlagen verwendeten Begriffe und ihre Synonyme für die unterschiedlichen Wasserströme werden im Folgenden kurz erläutert.
Begriff |
Erläuterung |
Frischwasser (Rohwasser) |
Nicht aufbereitetes Wasser, das aus folgenden Quellen bezogen wird:
Dieses Wasser wird zum Füllen und Ersetzen der Wasserverluste der Anlage zugeführt und tritt üblicherweise mit Temperaturen um 10 °C ein. |
Enthärtetes Wasser (härtefreies Wasser, |
Wasser, dem mittels eines Ionentauschers Calcium- (Ca2+) und Magnesiumionen (Mg2+) entzogen wurden. |
Teilentsalztes Wasser (Permeat oder |
Wasser, welches nahezu keine Salze mehr enthält. Es besitzt eine Leitfähigkeit von < 50 µS/cm und wird meist durch Umkehrosmose aus enthärtetem Wasser gewonnen. |
Vollentsalztes Wasser (VE-Wasser, Deionat) |
Wasser, welches keine Salze mehr enthält. Es besitzt eine Leitfähigkeit von < 1 µS/cm und wird meist durch die Kombination von Anionen- und Kationentauscher gewonnen. |
Zusatzwasser |
Enthärtetes, teilentsalztes oder vollentsalztes Wasser, welches dem Speisewasserbehälter zur Entgasung zugeführt wird. |
Sauerstofffreies Kondensat (Hochdruck-Kondensat) |
Kondensat, welches in geschlossenen Behältern bei Drücken > 0,2 bar gesammelt wird. |
Speisewasser |
Enthärtetes, entgastes und chemisch konditioniertes Wasser, welches dem Kessel über Speisepumpen zugeführt wird. |
Begriffe für die unterschiedlichen Wasserströme und deren Erläuterung
Fehler in der Wasseraufbereitung, der Analytik zur Wasseraufbereitung und die mangelnde Überwachung der Wasserqualität sind nach wie vor die häufigsten Ursachen von Störungen des Betriebs oder gar Schäden in der Dampfkesselanlage.
Aus diesem Grund wurde auf europäischer Ebene ein weitreichendes Regelwerk verabschiedet, welches die Einhaltung genau definierter Wasserqualitäten für Speisewasser und Kesselwasser fordert.
In der DIN EN 12953-10 werden konkrete Vorgaben bezüglich des Aussehens, der Leitfähigkeit, des pH-Wertes, der Gesamthärte, der Säurekapazität sowie der Eisen-, Kupfer-, Kieselsäure-, Öl/Fett-, Phosphat- und Sauerstoffkonzentration gemacht. Ebenso sollte das Wasser frei von organischen Substanzen sein. |
Fachbericht: Moderne Wasseraufbereitung und Wasseranalytik
Durch diese Anforderungen an das, dem Dampfkessel zuzuführende Speisewasser und an das Kesselwasser, werden folgende Schadens- und Fehlerursachen verringert oder vermieden:
- Korrosion
- Wasserseitige Ablagerungen
- Schäumen des Kesselwassers
- Schlammbildung
Damit die Wasserwerte eingehalten werden und somit Schäden durch erhöhte Konzentration von problematischen Wasserinhaltsstoffen vermieden werden muss das Frischwasser aufbereitet werden.
Hierzu werden abhängig von der Leistung der Kesselanlage, der Kondensatrate und den Inhaltsstoffen im zur Verfügung stehenden Frischwasser verschiedene Maßnahmen in der Wasseraufbereitung eingesetzt um das Wasser für den Einsatz im Kesselbetrieb aufzubereiten.
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Inhaltsstoffe im Frischwasser oder Kondensat, die sich daraus ergebenden Gefahren für den Dampfkessel und die Dampfkesselanlage sowie die Maßnahmen die in der Wasseraufbereitung getroffen werden müssen.
Inhaltsstoffe von Frischwasser und Kondensat
Die Grundlage der Auslegung einer Wasseraufbereitungsanlage sollte immer eine detaillierte Analyse der verfügbaren Frischwasserqualität sein.
Enteisenung und Entmanganisierung
Bei der Enteisenung und Entmanganisierung werden im Wasser gelöste Eisen-(II)-Ionen (Fe2+) und Mangan-(II)-Ionen (Mn2+) zunächst zu höherwertigen Ionen oxidiert. Die Oxidation kann mit Sauerstoff (O2), mit anderen oxidierenden Chemikalien wie Kaliumpermanganat (KMnO4) oder per Katalyse erfolgen. Die entstehenden Ausfällprodukte können im Anschluss über ein Filtergranulat abfiltriert werden.
Enthärtung
Unter den im Wasser gelösten Stoffen ist vor allem die Härte für den Betrieb einer Kesselanlage besonders schädlich. Unter Härte werden hauptsächlich Calcium- und Magnesiumionen (Ca2+; Mg2+) zusammengefasst. Wenn diese so genannten Erdalkali-Metalle im Speisewasser vorhanden sind, können sie durch die Beheizung im Kessel ausfallen und bilden dann den Kesselstein, der sich als Belag auf den Heizflächen ablagert.
Wird eine Schicht- oder Belagsbildung nicht frühzeitig erkannt, kommt es durch die Behinderung des Wärmeübergangs zu einer Verschlechterung des Wirkungsgrades. Nehmen die Schichtdicken weiter zu, kann dies zu der Überhitzung der Heizflächen und zu folgenschweren Schäden bis hin zum Totalschaden des Kessels führen.
Um dies zu verhindern müssen die Härtebildner aus dem Wasser entfernt werden.
Belagbildung im Kessel mit Schaden am Flammrohr
Funktionsweise Ionentauscher
Der Ionenaustausch ist das am häufigsten eingesetzte Verfahren zur Wasserenthärtung. Dabei werden die Härte bildenden Stoffe Calcium und Magnesium gegen harmloses Natrium ausgetauscht. Der Ionenaustausch ist ein einfaches und effizientes Verfahren zur Wasserenthärtung, bei dem nur geringe Kosten für den Verbrauch von speziellem Regeneriersalz entstehen.
Funktionsweise eines Ionentauschers zur WasserenthärtungBetriebszustand A: Enthärtung des Wassers
Bei der Wasserenthärtung durch den Ionenaustausch läuft eine chemische Gleichgewichtsreaktion ab. An dem im Drucktank enthaltenen Austauscherharz haften Natriumionen. Sobald kalkhaltiges Wasser durch die Enthärtungsanlage strömt werden die im Frischwasser enthaltenen Calcium- und Magnesiumionen an das Tauscherharz gebunden. Dieses gibt im Austausch Natriumionen ab.
Betriebszustand B: Beginn der Regeneration
Das Tauscherharz nimmt solange neue Härtebildner auf bis es gesättigt ist. Dann muss das Ionenaustauscherharz regeneriert werden. Dazu wird spezielles Enthärtersalz benötigt, welches in Wasser zu Salzsole gelöst wird.
Bei der Regeneration wird das Tauscherharz mit der Salzsole durchspült. Durch den Überschuss an Natrium in der Salzsole gibt das Harz die Calcium- und Magnesiumionen wieder ab und nimmt Natriumionen auf.
Betriebszustand C: Ende der Regeneration
Da das Harz vorwiegend Calcium- und Magnesiumionen an sich bindet, kann es nicht komplett regeneriert werden. Deshalb wird empfohlen nur Wasserenthärter mit einer sogenannten Sparbesalzung einzusetzen.
Betriebszustand D: Erneuter Beginn der Enthärtung des Wassers
Ist der Regenerationsvorgang abgeschlossen wird der Ionentauscher mit Wasser gespült und ist bereit für einen weiteren Zyklus der Wasserenthärtung.
Bei größeren Enthärtungsanlagen ist es empfehlenswert Doppelanlagen einzusetzen. Bei diesen ist ein wechselseitiger Betrieb möglich.
Dabei kann ein Ionentauscher enthärtetes Wasser erzeugen während im Anderen die Regeneration stattfindet. Somit kann eine ständige Verfügbarkeit von enthärtetem Wasser gewährleistet werden.
Schematische und bildliche Darstellung einer Enthärtungs-Doppelanlage
Betriebszustand A: Ionentauscher wird im |
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Betriebszustand B: Ionentauscher in Betrieb |
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Umschaltarmatur: Darstellung mit aktueller |
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Enthärtetes Zusatzwasser |
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Frischwasser |
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Behälter für Regenerierlösung |
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Abwasser |
Entsalzung
Im Kessel verdampft das Wasser ohne die darin gelösten Salze, so dass die Salzkonzentration im zurückbleibenden Kesselwasser steigt. Damit die zulässige Salzkonzentration nicht überschritten wird muss kontinuierlich abgesalzt werden, wobei Energie- und Wasserverluste entstehen.
Um die Absalzrate zu verringern ist besonders bei geringen Kondensatraten < 50 %, und einer hohen Leitfähigkeit im Frischwasser eine Entsalzung des Frischwassers sinnvoll. Die Entsalzung wird dabei nach der Enthärtung angeordnet. Als gängigstes Verfahren ist hier die Umkehrosmose zu nennen.
Berechnung der Absalzrate
Die erforderliche Absalzrate kann durch die gemessene Leitfähigkeit im Speisewasser oder mit Hilfe der Zusatzwasserparameter und der Kondensatrate (Kondensat besitzt i.d.R. eine vernachlässigbar kleine Leitfähigkeit) folgendermaßen berechnet werden:
Neben der Leitfähigkeit können noch weitere Wasserparameter wie der Kieselsäuregehalt SiO2 oder die (Karbonat-) Härte mit dem Grenzwert Ks 8,2 die Absalzrate bestimmen. Dabei ist immer der größte errechnete Wert für die tatsächliche Absalzrate maßgebend.
Diese Parameter können analog der obigen Formel für die Leitfähigkeit berechnet werden:
Einheit |
Leitfähigkeit |
SiO2 |
Ks 8,2 |
|
Dampfmenge |
[kg/h] |
10 000 |
10 000 |
10 000 |
Absalzrate (auf Dampfmenge)1) |
[%] |
3,27 |
2,56 |
3,00 |
Kondensatanteil c |
[%] |
50 |
50 |
50 |
Frischwasseranteil |
[%] |
50 |
50 |
50 |
Wert im Frischwasser |
[µS/cm] |
380 |
7,5 [mg/l] |
0,7 [mmol/l] |
Grenzwert Kesselwasser |
[µS/cm] |
6 000 |
150 [mg/l] |
12 [mmol/l] |
Wert im Speisewasser |
[µS/cm] |
190 |
3,75 |
0,35 |
Absalzmenge |
[kg/h] |
327 |
256 |
300 |
Speisewassermenge |
[kg/h] |
10 327 |
10 256 |
10 300 |
Berechnung der Absalzrate
1) Die Absalzrate ergibt sich aus dem größten Wert. In diesem Beispiel aus der Leitfähigkeit mit 3,27 %.
Umkehrosmose
Das Prinzip der Umkehrosmose beruht darauf, dass der Diffusionswiderstand der Poren der eingesetzten Trenn-Membranen für die kleineren Wassermoleküle wesentlich geringer ist als der Widerstand der größeren im Wasser gelösten Ionen. Ist das System im Gleichgewicht ist der Druck auf der Konzentratseite (Retentat) höher als auf der Reinwasserseite (Permeat). Dies wird auch als osmotischer Druck bezeichnet und ist als Höhendifferenz ersichtlich.
Die technische Nutzung zur Entsalzung des Wassers erfolgt mit Hilfe künstlicher Membranen, wobei der natürliche Vorgang der Osmose durch eine Druckerhöhung auf der Konzentratseite umgekehrt wird. Dadurch werden gelöste Salze, aber auch organische Stoffe nahezu vollständig zurückgehalten.
Veranschaulichung des Osmotischen Drucks (A), der Umkehrosmose durch eine Druckauflastung auf der Konzentratseite (B) und des kontinuierlichen Umkehrosmose-Prozesses (C)
Veranschaulichung des Osmotischen Drucks |
Retentat |
|||
Umkehrosmose durch Druckauflastung auf der Konzentratseite |
Semipermeable (teildurchlässige) Membran |
|||
Kontinuierlicher Umkehrosmose-Prozess |
Trägerschicht |
|||
Frischwasser |
Permeat |
Trennverfahren |
Sieb-Filtration |
Fein-Filtration |
Partikel-Filtration |
Mikro-Filtration |
Ultra-Filtration (UF) |
Nano- |
Umkehr- |
Trenngrenzen |
> 500 µm |
5 ... 500 µm |
1 ... 10 µm |
0,1 ... 1 µm |
0,01 ... 0,1 µm |
0,001 ... 0,01 µm |
< 0,001 µm |
Abtrennbare Stoffe |
Körner, |
Größere |
Kleine |
Kleinstpartikel, Keime, Bakterien, Viren |
Viren und molekulare Substanzen |
Niedermolekulare Substanzen und Huminstoffe |
Ionen |
Verfahren in der Wassertechnik |
Siebung, Zyklone, Sedimentation, Klärung |
Gewebefilter, Tuchfilter |
MehrschichtSchnellfilter, MembranFiltration (MF) |
Mehrschicht- Langsamfilter, Membran-Filtration (MF) |
Membran-Filtration (UF) |
Membran-Filtration (NF) |
Umkehr-Osmose (RO) |
Trenngrenzen |
Allgemeine Übersicht der Trenngrenzen und Trennverfahren in der Wasseraufbereitung
Das erzeugte Reinwasser steht kontinuierlich zur Verfügung und das entstandene Konzentrat kann ohne weitere Behandlung in die Kanalisation geleitet werden.
Voraussetzung für den Einsatz einer Umkehrosmoseanlage ist eine vorgeschaltete Enthärtung des Wassers. Ebenso muss das Wasser klar und frei von unlöslichen Fremdstoffen insbesondere auch frei von organischen Verunreinigungen sein, um ein Verblocken der Membranen zu vermeiden.
Das enthärtete Wasser wird mit einem Druck < 40 bar in die, mit einer Membran ausgerüsteten, Module geleitet. Reines Wasser und ein minimaler Anteil von kleinen Salzionen diffundieren durch die Membran und bilden das Permeat (lateinisch: permeare = durchdringen), das als teilentsalztes Wasser zur Verfügung steht. Der Permeatanteil des eingesetzten Wassers beträgt 80 ... 95 %. Der Rest (5 ... 20 %) der ursprünglichen Wassermenge ist das salzreiche Konzentrat, auch Retentat genannt (lateinisch: retinere = zurückhalten), welches verworfen wird.
Der Umkehrosmose-Prozess verläuft im kontinuierlichen Anlagenbetrieb nahezu ohne Einsatz von Chemikalien und es werden etwa 98 % der Salze zurückgehalten, so dass im Permeat eine Leitfähigkeit von weniger als 15 μS/cm vorhanden ist. Die korrekte Funktion der Anlage wird dabei über eine Leitfähigkeitsmessung im Permeat überwacht.
Um die Anlagen zur Umkehrosmose möglichst klein dimensionieren zu können ist ein Permeatsammelbehälter sinnvoll. Aus diesem erfolgt dann die Nachspeisung in den Entgaser des Speisewasserbehälters.
Schematische Darstellung einer Umkehrosmose-Wasseraufbereitung mit Permeatbehälter
Filter |
Bypass |
Permeatpumpe |
|||||
Hochdruckpumpe |
Leitfähigkeitsüberwachung (QIA+) |
Wasseraufbereitungsmodul WTM |
|||||
Umkehrosmosemodule |
Permeatbehälter |
Wasserservicemodul WSM-V |
Vollentsalzung
Eine Vollentsalzung des Wassers mit einer Leitfähigkeit < 0,2 μS/cm wird durch vollständigen Ionenaustausch mit dazwischen angeordnetem CO2-Riesler erreicht, wenn hinter dem Anionenaustauscher zusätzlich ein Mischbettfilter installiert wird. In dem Filter sind Kationen- und Anionenaustauscher kombiniert. Zur Optimierung der Vollentsalzung und reduziertem Verbrauch an Regenerationsmittel werden in den Aufbereitungsschritten zusätzlich schwach saure und schwach basische Anionentauscher vor den stark sauren bzw. stark basischen Tauschern vorgeschaltet. Das vollentsalzte Wasser wird auch als Deionat bezeichnet.
Thermische Entgasung
Durch korrosive Bestandteile in Speisewasser oder Kondensat können Speisewasserbehälter, Kessel, Economiser oder das Rohrleitungsnetz Schaden nehmen. Verursacht werden diese vorwiegend durch Sauerstoff- oder Kohlensäurekorrosion.
Die Sauerstoff-Korrosion führt dabei zu partiellen, narbenförmigen Löchern im Grundmaterial. Die Korrosion frisst sich immer tiefer ins Material. Sie zeigt das typische Schadensbild des „Lochfraßes“.
Schäden durch Sauerstoffkorrosion im Kessel und an Rohrleitungen
Die äußere Erscheinungsform der Kohlensäurekorrosion (CO2-Korrosion) ist dagegen fast immer ein relativ gleichmäßiger, flächenförmiger Abtrag des Werkstoffes.
Die thermische Entgasung ist ein bestens geeignetes Verfahren um die Sauerstoff- und Kohlendioxidkonzentrationen im Speisewasser dauerhaft unterhalb des schädlichen Bereichs zu halten. Dabei nutzt man die abnehmende Löslichkeit von Gasen in Wasser bei steigender Temperatur. So sinkt diese auf nahezu Null bei 100 °C.
Die Werte beziehen sich auf das Gleichgewicht der Löslichkeit. Um das Ausgasen tatsächlich zu erreichen, muss ein reger Austausch zwischen den im Wasser gelösten Gasen und dem Dampfraum des Speisewasserbehälters ermöglicht werden, was in Riesel- oder Sprühentgasern geschieht. Hier wird eine große Phasengrenze erzeugt, um einen schnellen Stofftransport in die Gasphase zu erzeugen. Des Weiteren ist eine gewisse Verweilzeit des Wassers im Behälter nötig, um die restlichen Gase auszutreiben.
Löslichkeit von Sauerstoff und Kohlendioxid in Wasser
Kohlendioxid (CO2) |
Sauerstoff (O2) |
Abbildung eines Wasserservicemoduls, bestehend aus Speisewasserbehälter mit Rieselentgaser, Speisepumpenmodulen, einem Abschlammentspannungsgefäß, Dosierbehältern und dem dazugehörigen Steuerschrank
Frischwasser oder sauerstoffhaltiges Kondensat wird oben in den Entgaserdom eingeleitet und entweder durch Sprühdüsen oder durch Rieselbleche fein verteilt. Die Aufheizung auf Siedetemperatur erfolgt durch Heizdampf der im Gegenstrom von unten nach oben durch den Entgaser strömt. Die durch die Aufheizung freigesetzten Gase werden zusammen mit dem notwendigen Brüdendampf am obersten Ende des Entgaserdoms abgeführt.
Ein großer Teil der Brüdendampfwärme kann durch den Einsatz eines Brüdenwärmetauschers (VC) in das Zusatzwasser übertragen werden und bleibt somit der Dampfanlage erhalten.
Vollentgasung
Bei Betriebsdrücken von 0,1 ... 0,3 bar und damit Temperaturen von über 100 °C kann der Sauerstoffgehalt im Speisewasser von maximal 0,02 mg O2/l und der CO2-Gehalt von maximal 1 mg CO2/l zuverlässig eingehalten werden, so dass man von einer Vollentgasung spricht.
Chemische Sauerstoffbindemittel werden hier nur in geringem Maße eingesetzt, um sicherzustellen, dass keinerlei Restsauerstoff im Speisewasser vorhanden ist.
Sprühentgaser |
Rieselentgaser |
|
Raumhöhe |
++ Sehr kompakt |
– Entgaserdom baut nach oben aus |
Investitionskosten |
+ Etwas geringer |
– Etwas höher |
Betriebsbedingungen weichen von den Auslegungsbedingungen ab |
– Kaum Teillast möglich |
++ Sehr gutes Teillastverhalten |
Einsatz Zusatzwasserstetigregelung1) |
– Kaum Teillast möglich |
++ Sehr gutes Teillastverhalten |
Vergleich von Sprühentgaser und Rieselentgaser
1) Empfohlen für Wärmerückgewinnung mit Zusatzwasser
Rohrleitungs- und Instrumentenfließbild einer Vollentgasung mit Rieselentgaser
LIC |
Niveaumessumformer |
PIC |
Druckmessumformer |
Zusatzwasser |
Aufheizdampf |
Sicherheitsventil |
|||||
Brüdendampf |
Speisewasser |
Vakuumbrecher |
|||||
Sauerstoffhaltiges Kondensat |
Entleerung |
Rieselentgaser |
|||||
Sauerstofffreies Kondensat |
Dosierung |
Aufheizdampf-Regelventil |
Rohrleitungs- und Instrumentenfließbild einer Vollentgasung mit Sprühentgaser
LIC |
Niveaumessumformer |
PIC |
Druckmessumformer |
Zusatzwasser |
Aufheizdampf |
Sicherheitsventil |
|||||
Brüdendampf |
Speisewasser |
Vakuumbrecher |
|||||
Sauerstoffhaltiges Kondensat |
Entleerung |
Sprühentgaser |
|||||
Sauerstofffreies Kondensat |
Dosierung |
Aufheizdampf-Regelventil |
Teilentgasung
Findet die Entgasung nur bei etwa 90 °C statt spricht man von einer Teilentgasung, da ein Rest der gebundenen Gase noch im Wasser verbleiben kann. Hier ist dann ein erhöhter Einsatz von chemischen Sauerstoffbindemitteln notwendig, um vor allem den restlichen Sauerstoff im Speisewasser chemisch zu binden, damit er keine Korrosion im Kessel und der restlichen Dampfanlage verursachen kann.
Speisewasserversorgung – Teilentgasung
LI |
Niveauanzeiger |
LIC |
Niveauregler |
TIC |
Temperaturregler |
Aufheizdampfleitung |
Chemikaliendosierung |
Steuerungssystem |
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Kondensatzulaufleitung |
Ablaufleitung und Überlauf |
Speisewasserbehälter |
|||||
Brüdendampfleitung |
Speisepumpenfreilauf |
||||||
Zusatzwasser |
Speisewasserleitung |
Chemische Dosierung
Um die geforderten Wasserqualitäten zuverlässig sicherstellen und überwachen zu können müssen bestimmte Speise- und Kesselwassereigenschaften durch eine zusätzliche Behandlung mit Chemikalien verbessert werden.
Diese chemische Dosierung unterstützt die Sicherstellung folgender Punkte:
- Bindung von Restsauerstoff
- Verringerung von Korrosion durch Einstellung des pH-Wertes
- Stabilisierung der Resthärte
- Verhinderung von Ablagerungen und Kesselsteinbildung
Die Dosiermittel werden dabei im Speisewasserbehälter zu dosiert, damit eine ausreichende Reaktionszeit im Wasser von etwa 30 min gegeben ist.
Üblicherweise wird für die Sauerstoffbindung Natriumsulfit und für die Resthärtebindung und die pH-Wert Anhebung Trinatriumphosphat eingesetzt.
Fachbericht: Moderne Wasseraufbereitung und Wasseranalytik