Bauarten

Bedingt durch folgende Anforderungen an die Dampfkessel haben sich verschiedene Bauarten herausgebildet:

  • Aufstellung
  • Betrieb
  • Dampfdruck und Dampfleistung
  • Emissionsarme Feuerungen
  • Hohe Wirkungsgrade

3-Zug-Kessel

Der 3-Zug-Kessel besteht aus drei liegenden Feuerzügen, die in einem großen zylindrischen Druckkörper eingebaut sind und durch zwei ebene Böden abgeschlossen werden. Alle Feuerzüge liegen dabei im Wasser­raum, der ungefähr 75 % der Fläche einnimmt. Darüber befindet sich der Dampfraum. Diese Kessel heißen auch Großwasserraumkessel, da ein großes Wasservolumen im Kessel vorhanden ist.

3-Zug-Großwasserraumkessel

3-Zug-Großwasserraumkessel

Brenner

     

Rauchrohrzug (Zug 2)

     

Abgasanschluss für Economiser

Flammrohr (Zug 1)

 

Vordere Wendekammer

     

Innenliegende Wendekammer

 

Rauchrohrzug (Zug 3)

     

Im Zug 1, dem Flammrohr, findet die Verbrennung statt. Hier wird auch bereits gut die Hälfte der Wärme überwiegend durch Wärmestrahlung an die Flammrohrwände übertragen. Am Ende des Flammrohrs ist die Verbrennung abgeschlossen und die Rauchgase werden in der innenliegenden, wassergekühlten Wendekammer in den Zug 2 umgelenkt.

Im Rohrfeld von Zug 2 werden dann ungefähr 35 % der Wärmeleistung übertragen. Danach treten die Rauchgase mit ~ 400 °C in die vordere, außenliegende Wendekammer ein, wo die Umlenkung in den Zug 3 stattfindet.

Nach dem Zug 3 haben die Gase, je nach Mediums­temperatur im Wasserraum des Kessels, üblicherweise noch eine Temperatur von 200 ... 280 °C.

Dieses Wärmepotential kann anschließend in einem integrierten Economiser noch weiter genutzt werden, so dass am Abgasstutzen eine Temperatur von 90 ... 140 °C erreicht wird.

Einflammrohrkessel erreichen dabei eine Dampfleistung von bis zu 28 000 kg/h.

Für größere Leistungen stehen Zweiflammrohrkessel zur Verfügung. Hierbei werden zwei parallel ange­ordnete Flammrohre mit separatem zweiten und dritten Rauchrohrzug im Wasserraum angeordnet. Damit können Kessel bis zu einer Dampfleistung von 55 000 kg/h gebaut werden. Durch den unein­ge­schränkten Einflammrohrbetrieb erhöhen sich auch die Ausfallsicherheit und der Regelbereich.

3-Zug-Großwasserraumkessel im Zweiflammrohrdesign 3-Zug-Großwasserraumkessel im Zweiflammrohrdesign

Umkehrflammenkessel

Umkehrflammenkessel

Umkehrflammenkessel

Brenner

Innenliegende Wendekammer

Vordere Wendekammer

Abgasanschluss für Economiser

Der Umkehrflammenkessel wurde als Dampfkessel für kleine Leistungen von 175 ... 3 200 kg/h entwickelt. Das Flammrohr ist dabei zentrisch angeordnet und die Strömungsrichtung der Rauchgase wird am Ende des Flammrohrs umgekehrt, so dass die Rauchgase innerhalb des Flammrohrs wieder nach vorne strö­men. Daher auch die Bezeichnung Umkehrflammenkessel. In der vorderen Wendekammer werden die Rauchgase dann in das um das Flammrohr liegende Rohrfeld gelenkt. Diese Bauart zeichnet sich durch eine sehr kompakte Bauweise aus. Als Brennstoff kann Öl oder Gas eingesetzt werden.

Umkehrflammenkessel Umkehrflammenkessel

Kessel mit Abhitzenutzung

Sonderbauformen für die Verwendung von Abhitze zur Dampferzeugung sind der sogenannte 4-Zug-Kessel oder der reine Abhitzekessel. Beim 4-Zug-Kessel wird ein Teil des 3. Rauchrohrzuges als separater Zug zur Durchleitung heißer Abgase verwendet und liefert bis zu 15 % der zugeführten Energie. Beim reinen Abhitzekessel wird auf einen Brenner komplett verzichtet. Er bezieht seine Energie vollständig aus heißen Abgasen (z. B. von BHKW oder Gasturbinen).

Info zu Kraft-Wärme-Kopplung

Produkt: Abhitzekessel und Abwärmerückgewinnung

Schnelldampferzeuger

Der Schnelldampferzeuger gehört wegen seiner Bauart zu den Wasserrohrkesseln, deren Drucksystem aus einer oder mehreren Rohrschlangen bestehen. Das Wasser strömt dabei innerhalb der Rohr­schlange(n) und wird von außen durch die Rauchgase beheizt. Schnelldampferzeuger arbeiten mit dem Zwangsdurchlaufprinzip, so dass das Wasser komplett in einem Durchlauf verdampft wird. Es ist nur wenig Energie im Wasserraum gespeichert. Daher können diese Kessel innerhalb weniger Minuten aus dem Kaltstart bis zur vollen Leistungsabgabe starten und werden deshalb als Schnelldampferzeuger bezeichnet. Die Beheizung erfolgt mit Gebläsebrennern für Öl oder Gas, wobei die Leistungsregelung immer auch auf die durchlaufende Wassermenge abgestimmt werden muss.

 

Großwasserraumkessel

Schnelldampferzeuger

Wasserinhalt

Großer Wasserinhalt

Kleiner Wasserinhalt

Aufheizdauer

Länger

Kaltstart innerhalb weniger Minuten

Verhalten bei Last­schwankungen

Dämpfung von Lastschwankungen der Verbraucher

Starke kurzzeitige Überlast beim Einsatz von Dampfspeichern möglich

Hohe Druckschwankungen bereits bei geringem Lastwechsel am Verbraucher

Dampfnässe

Trockener Dampf

Dampftrockner notwendig

Genehmigung der Aufstellung und Überwachung1)

Meist genehmigungs- und überwachungspflichtig

Im sehr kleinen Leistungsbereich teilweise erleichterte Bedingungen für die Aufstellung und Überwachung

Anschaffungs­kosten

Etwas höher

Geringer

Betriebspersonal1)

Qualifizierter Kesselwärter notwendig1)

Geschultes Betriebspersonal notwendig1)

Maximale Dampfleistung

≤ 55 000 kg/h pro Kessel

≤ 2 000 kg/h pro Kessel

Wirkungsgrad

94 ... 105 %

daher bestens für Dauerbetrieb geeignet

< 90 %

daher nur zur kurzfristigen und kurzzeitigen Bereitstellung von Dampf geeignet

Jahres­nutzungsgrad

≤ 95 %

Häufig < 75 %

Wartungskosten

Geringer

Höher

Lebensdauer

Robust, wenig Verschleiß, daher langlebig

Gering

Gegenüberstellung Schnelldampferzeuger und Großwasserraumkessel
1) Bezogen auf Deutschland