Abgas­temperatur bzw. Abgasverlust

Economiser

Die Abgas­temperaturen am Kesselaustritt liegen normalerweise um etwa 60 K über der Mediums­temperatur, die im Inneren des Dampfkessels vorhanden ist.

Abb. „Integrierter Economiser am UL-S“

Bei einem Betriebsüberdruck von 10 bar, entsprechend einer Sattdampf­temperatur von 185 °C, liegt die Abgas­temperatur also bei etwa 245 °C. Dies entspricht einem Abgasverlust von etwa 11 %. Wie in der Grafik (Abb. „Wirkungs­gradgewinn für verschiedene, beispielhafte Ecogrößen“) dargestellt, wird durch eine Absenkung der Abgas­temperatur um jeweils 20 °C der Abgasverlust um etwa 1 Prozentpunkt verringert bzw. der Kesselwirkungs­grad entsprechend erhöht.

Mit dem Einsatz eines integrierten oder nachgeschalteten Economisers kann die Abgas­temperatur auf 120 ... 140 °C, je nach Auslegung des Economisers, abgekühlt und damit der Abgasverlust erheb­lich reduziert werden. Die Abgase geben dabei die Wärme an das im Gegenstrom geführte Kessel­speisewasser ab. Die dem Abgasstrom entzogene Wärme wird dem Kessel durch das aufgeheizte Speise­wasser zugeführt. Dadurch wird der feuerungstechnische Wirkungsgrad um 5 ... 7 % erhöht.

Vereinfachtes Fließbild einer Dampfkesselanlage mit integriertem Economiser

Vereinfachtes Fließbild einer Dampfkesselanlage mit integriertem Economiser

Wirkungsgradgewinn für verschiedene, beispielhafte Ecogrößen (aufsteigend von 1 ... 3)

Wirkungs­gradgewinn für verschiedene, beispielhafte Ecogrößen (aufsteigend von 1 ... 3)

ƞ

ECO Größe 3

 

ECO Größe 2

 

ECO Größe 1

 

ohne

     

tA

ECO Größe 3

 

ECO Größe 2

 

ECO Größe 1

 

ohne

Den optimalen Wirkungs­gradgewinn erzielen dabei ungeregelte Economiser, da in Teillast die vorhandene Heizfläche optimal zur Abkühlung der Abgase ausgenutzt wird.

Info zu Economiser

Muss jedoch auf die zulässige minimale Temperatur des Kamins Rücksicht genommen werden, können Economiser individuell für die verschiedenen Abgasein- und Austritts­temperaturen ausgelegt werden.

Um einerseits die hohe Wirtschaftlichkeit durch niedrige Abgas­temperatur zu erzielen und anderer­seits eine zulässige mindeste Abgas­temperatur für den Kamin einzuhalten, sind eine Speise­wasser­stetig­regel­ung und eine wasserseitige Bypass-Regelung notwendige Kesselkomponenten. Der integrierte Eco­nomiser gehört heute zur Standardausrüstung eines Dampfkessels in fast allen Anwendungsfällen. Er amortisiert sich meist bereits innerhalb weniger Monate.

Brennwert-Economiser

Bei der Brennwertnutzung wird dem Abgas nicht nur die fühlbare, direkt an die Temperatur gekoppelte Wärme, sondern auch die im Wasserdampf gebundene Kondensationswärme teilweise entzogen. Es entsteht flüssiges Abgaskondensat, das aus dem Abgasweg abgeführt, neutralisiert und in die Kanalisation eingeleitet werden muss.

Korrosionsbeständige Werkstoffe in Wärmetauschern, feuchteunempfindliche Abgassysteme und Kamine aus Edelstahl ermöglichen dies ohne langfristig Korrosionsschäden zu verursachen.

Unter den richtigen Rahmenbedingungen ist eine zusätzliche Wirkungs­gradverbesserung von bis zu 7 % möglich. Der Kondensations-Economiser wird dabei stets dem trockenen Economiser abgasseitig nachgeschaltet.

In der folgenden Grafik ist beispielhaft der Kesselwirkungs­grad über die Kessellast dargestellt.

Wirkungsgradverlauf über die Kessellast mit Kessel ohne Economiser, Kessel mit Economiser und Kessel mit Economiser und zusätzlichem Brennwertwärmetauscher

Wirkungs­gradverlauf über die Kessellast mit Kessel ohne Economiser, Kessel mit Economiser und Kessel mit Economiser und zusätzlichem Brennwertwärmetauscher

Dampfkessel mit Economiser
und vorgeschaltetem Brennwert-Wärmetauscher

Dampfkessel mit Economiser

Dampfkessel ohne Economiser

Vereinfachtes Fließbild einer Dampfkesselanlage mit integriertem Economiser und nachgeschaltetem Brennwert-Economiser

Vereinfachtes Fließbild einer Dampfkesselanlage mit integriertem Economiser und nachgeschaltetem Brennwert-Economiser

Integrierter Economiser (Stahl)

Abgas-Bypass-Klappe

Brennwert-Economiser (Edelstahl)

Zusatzwasser

Dampfkessel

Kamin

Wasserservicemodul WSM-V

Zum wirtschaftlichen Betrieb eines Brennwert-Economisers wird ein ausreichend großer (> 30 % der Kesseldampf­leistung) und kühler (Temperatur < 35 °C) Wasserstrom benötigt, welcher als Nieder­temperatur-Wärmesenke dient. Außerdem sollte dieser während des Betriebs des Dampfkessels zur Verfügung stehen.

Bei Dampfkessel­anlagen kann dies das Zusatzwasser zur Nachspeisung des Speisewasserbehälters sein.

Besonders gilt dies für Anlagen, bei denen durch direkte Dampfheizung kein oder nur wenig Kondensat (< 50 % der Dampfleistung) zurückgewonnen wird (z. B. bei der Herstellung von Styropor oder Brot sowie zur Luftbefeuchtung oder Trocknung). Zusätzlich sind die Wasserverluste durch Absalzung, Ab­schlammung, Nachverdampfung und Leckagen im Dampfsystem immer auszugleichen.

Diese Verlustmengen sind anlagenspezifisch sehr unterschiedlich. Sie können weit über der Hälfte der erzeugten Dampfmenge liegen und müssen ebenfalls durch Zusatzwasser ersetzt werden. Das Zusatz­wasser steht nach der Wasseraufbereitung meist mit maximal 15 °C zur Verfügung und eignet sich sehr gut für die Vorwärmung im Brennwertwärmetauscher.

Die geringe Wassereintritts­temperatur erlaubt eine weitgehende Abgas­kondensation und damit optimale Brennwertnutzung. Bei dieser Anwendung ist im Regelbetrieb ebenfalls der Gleichzeitigkeitsfaktor zwischen Abwärmeverfügbarkeit und Wärmebedarf vorhanden, so dass der Nutzen immer gegeben ist.

Bei hohen Kondensatrückflussraten ist der benötigte Zusatz­wasservolumenstrom jedoch klein, so dass ein Brennwert-Economiser nicht immer wirtschaftlich ist.

Sofern aber ein geeigneter Nieder­temperatur­wasserkreislauf zur Verfügung steht, kann die Brennwert­technik dennoch genutzt werden. Die frei werdende Kondensationswärme kann zum Beispiel zur Brauch­wassererwärmung, vor allem in der Lebensmittelindustrie, oder auch zur Heizungsunterstützung verwendet werden.

Im Gegensatz zu Gebäudeheizsystemen mit klar definierbaren System- und Rücklauftemperaturen finden sich in der Industrie die unterschiedlichsten Dampfanwendungs- und Beheizungssysteme. Dadurch kon­kurrieren die verschiedensten Energiespar- und Wärmerückgewinnungssysteme miteinander.

Eine gründliche Analyse aller Abwärmelieferanten und Wärmeverbraucher ist erforderlich, um die wirt­schaftlichste Lösung zu finden. Besonders für die optimale Nutzung der Brennwerttechnik ist ein enges Zusammenwirken zwischen Betreiber, Planer und Kesselbauer unerlässlich, um aus der Fülle von Möglichkeiten die effizientesten Maßnahmen herausfinden zu können.

Sollte kein geeigneter Wärmeverbraucher für die Kondensationswärme im Abgas zur Verfügung stehen, kann die im folgenden Kapitel beschriebene Luftvorwärmung als Maßnahme zur Effizienzsteigerung eingesetzt werden.

Luftvorwärmer

Bei neu zu errichtenden Anlagen mit Economiser bietet sich auch der Luftvorwärmer als wirkungs­grad­steigernde Maßnahme an.

Dabei wird die Verbrennungs­luft von der Umgebungs­temperatur aus bis auf etwa 80 °C in einem dem Brenner vorangestellten Wärmetauscher aufgewärmt. Mit dem auf etwa 65 °C abgekühlten Speisewasser wird nun ein zweites Economiserbündel durchströmt, wodurch die Abgas­temperatur auf etwa 80 °C gesenkt wird.

Bosch bietet Luftvorwärmsysteme für Ein- oder Zweiflammrohrkessel mit Duoblock-Brennern an. Da sowohl der Brenner speziell hierfür ausgelegt ist sowie der Installationsaufwand für den Verbrennungs­luftwärmetauscher, den zusätzlichen Economiser und die Verrohrung beachtet werden müssen, ist die Luftvorwärmung entweder bei hohen Volllastbetriebsstunden von etwa 4 000 h/Jahr oder ab Kessel­leistungen von etwa 5 Tonnen Dampf/Stunde wirtschaftlich sehr interessant. Die Amortisationszeit für die Mehrkosten der Luftvorwärmung beträgt dann oft nur 1,5 ... 2 Jahre. Aber auch die Nachrüstung von vorhandenen Anlagen ist bei hohen jährlichen Betriebsstunden von etwa 6 000 h/Jahr wirtschaftlich meist sinnvoll.

Luftvorwärmer

Luftvorwärmer

Verbrennungsluftvorwärmung am Dampfkessel nach dem Bosch-Patent

Verbrennungs­luftvorwärmung am Dampfkessel nach dem Bosch-Patent

Dampfkessel

Wärmetauscher Verbrennungs­luft

Gebläse

Verbrennungs­luft

Abgaswärmetauscher Stufe 1

Abgaswärmetauscher Stufe 2

3-Wege-Ventil

Speisewasser

Kamin

Temperaturregler (TIC)

Speisewasserkühler

Eine entscheidende Größe für den feuerungstechnischen Wirkungsgrad am Dampfkessel ohne Konden­sation der Abgase ist die Abgas­temperatur. Das im Economiser zur Abkühlung der Abgase verwendete Speisewasser ist jedoch bei Anlagen mit thermischer Entgasung nicht kälter als 103 °C. Damit kann die Abgas­temperatur nur bis auf etwa 120 °C im Economiser wirtschaftlich abgekühlt werden.

Speisewasserkühlmodul

Speisewasserkühlmodul

Speisewasserkühlmodul

Speisewasserkühlmodul

Speisewasserkühlmodul

Economiser

Dampfkessel

Wasserservicemodul

Zusatzwasser

3-Wege-Ventil

Wenn in der Gesamtanlage jedoch Wärmeverbraucher mit einem Temperaturniveau unter 100 °C vor­handen sind, wie z. B. die Erwärmung des Zusatzwassers der Dampfkesselanlage, eine Gebäude­heizung oder die Brauchwassererwärmung, so kann mit einem einfachen, kostengünstigen Platten­wärmetauscher die Speise­wasser­temperatur von 103 °C auf bis zu 65 °C reduziert werden. Ohne zusätzliche Investition am Economiser kann durch die jetzt größere Temperaturspreizung zwischen Abgas- und Speise­wasser­temperatur auch das Abgas bis auf etwa 85 °C weiter abgekühlt werden. Dadurch erhöht sich der feuerungs­technische Wirkungsgrad und es können bis zu 1,8 % Brennstoffeinsparung erreicht werden.

Diese Maßnahme zur Effizienzsteigerung kann auch mit relativ geringem Investitionsaufwand als Nach­rüstung für bestehende Anlagen realisiert werden.

Zusammenfassung

Die Reduzierung von Abgasverlusten zu optimieren ist eine vorrangige Aufgabe in der Planung und auch beim Betrieb von Dampfkessel­anlagen. Dabei stellt sich oft die Frage:

Welche Maßnahme oder Maßnahmenkombinationen führen zur besten Wärmerückgewinnung?

In dem folgenden Diagramm werden die abgasverlust­reduzierenden Maßnahmen, welche in den vorherigen Abschnitten beschrieben wurden, an einem Dampfkessel beispielhaft dargestellt.

Die am besten geeignete Technologie für die optimale Wirtschaftlichkeit einer Dampfkesselanlage ist vom jeweiligen Einsatzfall abhängig. Insbesondere sind die „Größe“ und das Temperaturniveau einer Niedertemperatur-Wärmesenke entscheidend für die Auswahl der wirkungs­gradsteigernden Maßnahme.

Beispiel:

 

Kondensatrate

c = ṁKo / ṁD

Zusatz­wasserrate

z = 1 – c

UL-S

10 000 x 16

Anlagendampfleistung

10 000 kg/h bei pm = 13 bar

Absalzrate

5 %

Fall

Komponente

Wirkungsgrad

   

Komponenten

Gesamt

1

Kessel

88,9 %

---

2

Kessel + Economiser

88,9 % + 6,5 %

95,4 %

3

Kessel + Economiser + Brennwert-Economiser
(mit z = 0,3 / α = 12 %)

88,9 % + 6,5 % + 2,8 %

98,2 %

4

Kessel + Economiser + Brennwert-Economiser
(mit z = 0,5 / α = 20 %)

88,9 % + 6,5 % + 3,8 %

99,2 %

5

Kessel + Economiser + Brennwert-Economiser
(mit z = 1 / α = 34 %)

88,9 % + 6,5 % + 7,6 %

100,9 %

6

Kessel + Economiser + Luftvorwärmung
(20 °C auf 65 °C)

88,9 % + 6,5 % + 1,7 %

97,1 %

7

Kessel + Economiser + Speisewasserkühlung
(mit z = 0,3)

88,9 % + 6,5 % + 0,6 %

96,0 %

Fallbeispiele für Maßnahmenkombinationen zur besten Wärmerückgewinnung

Die für den Brennwertwärmetauscher genutzten Senken sind in der Regel Zusatzwasser für die Dampf­produktion, Heizungsunterstützung oder Brauchwassererwärmung. Selbiges gilt für den Speise­wasser­kühler, welcher insbesondere dann eine äußerst günstige Alternative zum Brennwert-Economiser ist, wenn der aufzuheizende Wasserstrom relativ klein ist oder wie im Heizungsfall die Wärme nicht kontinuierlich das ganze Jahr über genutzt werden kann.

Ist keine (oder nur eine zeitlich stark schwankende) Wärmesenke vorhanden, ist der Einsatz einer Luft­vorwärmung sinnvoll.

Temperatur-Wirkungsgrad-Diagramm bei Dampfkesselanlagen mit wirkungsgradsteigernden Maßnahmen

Temperatur-Wirkungsgrad-Diagramm bei Dampfkessel­anlagen mit wirkungs­gradsteigernden Maßnahmen

Kessel (nicht dargestellt)

     

Kessel + Economiser + Brennwert-Economiser
(mit z = 1 / α = 34 %)

Kessel + Economiser

 

Kessel + Economiser + Luftvorwärmung (20 °C auf 65 °C)

Kessel + Economiser + Brennwert-Economiser
(mit z = 0,3 / α = 12 %)

 

Kessel + Economiser + Speisewasserkühlung
(mit z = 0,3)

Kessel + Economiser + Brennwert-Economiser
(mit z = 0,5 / α = 20 %)