Kondensatwirtschaft

Kondensat entsteht überall dort, wo Wärme aus dem Dampfsystem abgegeben wird. Der Sattdampf gibt die Wärme durch den Phasenübergang von dampfförmig nach flüssig ab indem er kondensiert.

Info zu Kondensatwirtschaft

Das entstehende Kondensat tritt dabei bei Siede­temperatur (z. B. bei Dampfleitungsentwässerung) oder unterkühlt (z. B. bei Wärmetauschern) auf.

Bei Wärmetauschern ist die Unterkühlung abhängig von der Art der Wärmetauscherregelung, liegt aber häufig im Bereich von 10 ... 30 K.

In fast allen Fällen ist es sinnvoll und wirtschaftlich das bei den Wärmeverbrauchern entstehende Kondensat zu sammeln und in den Dampfkesselkreislauf zurückzuführen oder anderweitig zu nutzen.

Kosteneinsparungen entstehen durch den im Kondensat noch vorhandenen Wärmeinhalt, geringere be­nötigte Frisch­wassermengen und damit auch geringere Absalz- und Abschlammverluste.

Bei der Größenauslegung des Kondensatsammelgefäßes und den dazugehörigen Kondensatpumpen müssen die maximalen Kondensatmengen aus den Dampfverbrauchern beachtet werden. Ebenfalls ist zu be­achten, dass das Kondensat zeitverzögert zum Kondensatgefäß fließt. Die Größe des Konden­sat­­sammel­behälters sollte mindestens so bemessen sein, dass zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wasser­­stand der Kondensatanfall von etwa einer halben Stunde zwischengespeichert werden kann. Die Fördermenge der Kondensatpumpen sollte dabei mindestens dem 3-fachen der stünd­lichen Kon­densatmengen im Normalbetrieb entsprechen. Besonderes Augenmerk ist auch auf den Anfahr­betrieb der Wärmeabnehmer zu richten, da hier durch den Aufheizvorgang die größten Kondensat­mengen auftreten können.

Je nach Druck- und Temperaturniveau hat das Kondensat bei üblichen Temperaturen von 80 ... 140 °C noch einen erheblichen Wärmeinhalt, verglichen mit dem meist kalten Zusatzwasser von etwa 15 °C. Durch die Rückführung des Kondensats in den Speisewasserbehälter kann die Aufheizung von Frisch­wasser eingespart werden. Außerdem muss Kondensat nicht chemisch aufbereitet, sondern kann direkt dem Speisewasserbehälter zugeführt werden.

Schematische Darstellung eines offenen Kondensatsystems

Schematische Darstellung eines offenen Kondensatsystems

Wasseraufbereitungsmodul

     

Dampfkessel UL-S

     

Verbraucher

Wasserservicemodul WSM-V

 

Brennwertwärmetauscher

 

Kondensatservicemodul CSM

Economiser ECO

 

Heizkessel UT-L

 

Kamin

Dampfkessel UL-S

 

Dampfverteiler

 

Frischwasser

 

Entspannungsdampf

Wird das Kondensat in einem drucklosen Behälter gesammelt spricht man von einer offenen Kondensat­anlage. Das Temperaturniveau des Kondensats liegt dann immer < 100 °C und es kann zu einer Auf­nahme von Sauerstoff im Kondensat kommen. Eine Kondensatpumpe fördert das Kondensat bei ent­sprech­en­dem Wasserbedarf niveauabhängig zurück in die Speisewasser­entgasungsanlage.

Da das Kondensat meist aus mehreren Dampfverbrauchern mit unterschiedlichen Temperatur- und Druck­niveaus gesammelt wird, kommt es vor, dass auch Kondensat mit einem Temperaturniveau > 100 °C in den offenen Kon­den­sat­sammelbehälter eingeleitet wird. Dabei entsteht dann Entspannungsdampf der über die Brüdenleitung ins Freie abgeleitet wird und einen Wärmeverlust darstellt. Dieser Brüdendampf kann mit einem Modul, ähnlich dem Brüdendampfmodul, am Speisewasserbehälter zurückgewonnen und einem Nieder­temperaturverbraucher, wie z. B. einer Heizungsanlage oder einer Warm­wasser­anlage, zur Verfügung gestellt werden.

Hochdruck-Kondensatbehälter

Wenn mehrere Dampfverbraucher mit Heizflächen für einen annähernd gleichen Dampfdruck im Hoch­druck-Bereich (> 1,5 barg) ausgelegt werden, kann das Kondensat aller Wärmeverbraucher in eine gemeinsame Hochdruck-Kondensatanlage eingeleitet werden.

Info zu Kondensatwirtschaft

Es treten dann keine Entspannungsdampfverluste auf, da mit einem geschlossenen System gearbeitet wird. Weil hier im Normalbetrieb kein Sauerstoff ins Kondensat gelangt, wird das Kondensat direkt in den Kessel oder den Economiser zurückgespeist. Dadurch sind auch die Frisch­wassermengen und die chemische Dosierung gering. Mit diesem System können gegenüber offenen Kondensatsystemen mit gleicher Verbrauchsstruktur die höchsten Einsparungen erzielt werden.

Durch ein geschlossenes Hochdruck-Kondensatsystem können bis zu 12 % Brennstoffeinsparung erreicht werden. Es muss nur wenig Frischwasser nachgespeist werden und es entsteht weniger Wärmebedarf für das Aufheizen und Entgasen. Zudem reduzieren sich durch die minimalen Salzgehalte im Hochdruck-Kondensat die Absalz- und die Abschlammraten. Ein weiterer Vorteil von geschlossenen Hochdruck-Kondensatsystemen ist die verringerte Korrosionsrate im Kondensatnetz.

Hochdruck-Kondensatsysteme sollten immer dann eingesetzt werden, wenn sich wegen hoher Tempera­turen von Kondensat bei der Einleitung in den Kondensatsammel- oder Speisewasserbehälter große Entspannungsdampfverluste ergeben würden. Typische Einsatzbereiche sind Brauereien, Papier- und Kartonagenfabriken – aber auch viele andere Bereiche.

Beachtet werden muss jedoch, dass sich durch die höheren Temperaturen des Kondensats die Abgas­temperatur erhöhen kann.

Hochdruck-Kondensatbehälter inklusive Ausrüstung und Steuerung Hochdruck-Kondensatbehälter inklusive Ausrüstung und Steuerung